Key-Takeaways: Design for Manufacturing (Gummi-Spritzguss)
  • Toleranzen nach ISO 3302-1 früh festlegen (meist M2 als Standard, M1 für Präzision) und funktionskritische Maße entsprechend absichern.
  • Entformschrägen einplanen (typ. 1–3°) und bei texturierten/rauen Flächen erhöhen; Radien statt scharfer Kanten.
  • Wandstärken gleichmäßig halten (Richtwert: 1,5–4 mm je Mischung/Teilgröße) und Übergänge verrunden – Lunker vermeiden.
  • Grat/Trennfuge konstruktiv führen (fern von Dichtkanten), Entlüftungen vorsehen und zulässige Gratdicken definieren.
  • Kostentreiber sind i. d. R. Werkzeugkomplexität, Toleranzniveau, Nacharbeit (Entgraten) und Ausschuss – Design beeinflusst alle vier.

Steckbriefe im Überblick

Toleranzen (ISO 3302-1)
M2/M1
Stärken: klare Klassen (M3–M1); gut planbar.
Grenzen: funktions-/größenabhängig; M1 erhöht Werkzeug- & Prüfaufwand.
Typisch: Dichtungsmaße, Passungen – siehe Elastomere im Maschinenbau.
Entformschrägen
1–3°
Stärken: sichere Entformung, weniger Ausschuss.
Grenzen: optische Abweichungen bei Sichtteilen; höhere Schräge bei Textur nötig.
Typisch: Stege, Taschen, Logos – siehe Haushaltstechnik.
Wandstärken
~1,5–4 mm
Stärken: gleichmäßiger Fluss, kurze Zykluszeiten.
Grenzen: zu dünn → Bindenähte; zu dick → Blasen/Lunker, lange Entgratung.
Typisch: Membranen, Kappen – siehe Gebäudetechnik.
Grat & Trennfuge
Prozesskritisch
Stärken: gezielte Fugenführung erleichtert Entgratung.
Grenzen: Grat auf Dichtkanten tabu; Entlüftungen definieren.
Typisch: O-Ring-Nuten, Lippendichtungen – Daten im Download-Bereich.

1DfM – welches Bauteildesign wofür?

Kurzantwort: Funktionsflächen (Dichten, Führen, Dämpfen) bestimmen das Toleranzniveau (meist M2), die Entformschrägen sichern die Serienfähigkeit und gleichmäßige Wandstärken den stabilen Füll-/Vernetzungsprozess. Grat wird konstruktiv auf unkritische Flächen verlagert und zulässige Gratdicken werden vorab definiert. Für anwendungsnahe Beispiele besuchen Sie unsere Märkte-Übersicht.

Praxis: Früh mit Werkzeugbau & QS abstimmen, Bauteilgrößenklassen festlegen, Messkonzept beschreiben – spart Iterationen und Kosten in Serie.

2Gummi-Spritzguss Matrix: schnelle Auswahl nach Funktion & Toleranzklasse

Hinweis: Auf dem Smartphone bitte seitlich ↔︎ scrollen.
Bauteil / Funktion Toleranzziel (ISO 3302-1) Entformschräge (°) min. Wandstärke Grat/Trennfuge & Entlüftung
Dichtlippe / Passung M2 (kritisch: M1) +++ 1–2 (texturiert: 2–3) ~1,5–2,5 mm Trennfuge weg von Dichtkante; Mikroentlüftung <0,03 mm
Membran / dünnwandig M2 1–2 ~1,0–1,8 mm Fuge in Klemmbereich; großflächige Entlüftung
Gehäuse / Deckel M2–M3 (nicht funktionskritisch) 2–3 ~2,5–4,0 mm Fuge außen liegend; Entlüftung an Fließwegenden
Dämpfer / Puffer M3 (robust) 1–2 ~3,0–6,0 mm Fuge an Stirnflächen; großzügige Entlüftungen
Richtwerte – bitte projektspezifisch mit Werkstoff/Teilgeometrie abgleichen. Mehr Beispiele in der Märkte-Übersicht.

3Kernparameter – kurz erklärt

  • Formschwindung: Maßänderung beim Abkühlen/Nachtempern; geometrie- & mischungsabhängig – in Toleranzbudget einkalkulieren.
  • Entformung: Kombination aus Schräge, Oberflächenrauheit und Ejektorkonzept – vermeidet Bauteilschäden & Gratbildung.
  • Vernetzung / Nachtempern: beeinflusst Maßhaltigkeit, Härte & Compression Set – Prüfstatus dokumentieren.
  • Anspritzpunkt & Fließweg: steuern Bindenähte und Lufteinschlüsse – Entlüftungen gezielt platzieren.
  • Gratdicke: mit Werkzeugbauer festlegen (z. B. ≤0,1 mm je Zone) und im Prüfplan aufnehmen.

4Mini-Berechnungen & Parameter

  • Entformschräge (Richtwert): α = 1° … 3° (bei Textur/Rauheit > Ra 1,6 µm → +0,5…1°).
  • min. Radius an Innenkanten: r ≥ 0,5 × t (t = Wandstärke), Außenkanten: R ≥ 0,75 × t.
  • Wandstärke Variation: Δt/t ≤ 20 % (größer → Gefahr von Bindenähten/Lunkern).
  • Entlüftungsspalt (Gummi): 0,005 … 0,03 mm je nach Mischung/Viskosität.

5Relevante Normen & Leitfäden für Gummi-Spritzguss

ISO 3302-1: Toleranzen für Gummierzeugnisse (Formteile, Profile). ISO 815-1: Druckverformungsrest (CS) als Designkriterium. Werkstoff- & Verarbeitungsdatenblätter der Compound-Hersteller nutzen. Bitte Aktualität der Normen prüfen.

Mehr zu Qualität & Zertifizierung (ISO 9001:2015) im Bereich Über uns.

6Auslegungs-Checkliste

  • ✓ Funktionsflächen & Toleranzen festlegen (M-Klasse je Maßgruppe)
  • ✓ Entformschrägen/ Radien definieren; Trennfuge bewusst platzieren
  • ✓ Gleichmäßige Wandstärken/ Übergänge (Δt/t ≤ 20 %)
  • ✓ Entlüftungen & zulässige Gratdicken je Zone definieren
  • ✓ Mess- & Prüfplan (Maß, CS, Härte); Erstmusterumfang
  • ✓ Zielkosten/ Werkzeugstrategie (Kavitäten, Heißkanal, Entgratung)

7Use Case & typische Fehlerbilder

Lippendichtung für Ventil (EPDM): Ziel M2, 1,5–2,0 mm Wandstärke, α=2°. Fehlerbilder: (1) Trennfuge auf Dichtkante → Leckage; (2) zu geringe Entlüftung → Lufteinschlüsse; (3) lokale Wandstärke <1,2 mm → Bindenähte. Anwendungen in Fluide · Materialsprechstunde

Externe Quellen

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